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Was zu viel ist, ist zu viel.
Über die inflationäre Verwendung des Ausrufezeichens.
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Was zu viel ist, ist zu viel.

Über die inflationäre Verwendung des Ausrufezeichens.

Stellen Sie sich vor, Sie gehen in ein Geschäft, möchten etwas kaufen und der Verkäufer schreit Sie immer wieder an. Würden Sie ihn für vertrauenswürdig halten und sich von ihm etwas verkaufen lassen? Wohl eher nicht.

Genau das passiert momentan allerdings regelmäßig, wenn Sie im Internet unterwegs sind. Denn die Sätze, die mit einem Ausrufezeichen enden, häufen sich dort extrem. Und das leider nicht nur bei Facebook, Twitter und Co., sondern auch in werblichen Texten. Dabei ist festzustellen, dass bei kaum einem Satzzeichen öfter gegen die Regeln verstoßen wird als beim Ausrufezeichen. Das soll heißen: In den meisten Fällen, wenn ein Ausrufezeichen eingesetzt wird, hat es aus grammatikalischer Sicht dort nichts zu suchen.

Ursula Bredel, Professorin für deutsche Sprache an der Universität Hildesheim, sagt dazu: „ Das Zeichen wird korrekterweise verwendet, wenn der Absender zeigen will: Achtung, hier kommt etwas Unerwartetes.“ Wer also jemanden auffordern möchte, etwas auszufüllen, schreibt: „Bitte ausfüllen.“ Da es sich um eine Selbstverständlichkeit handelt, ist ein Ausrufezeichen hier fehl am Platz. Möchte man denjenigen darauf aufmerksam machen, dass ein Feld frei bleiben sollte, hat es seinen Sinn. „Hier bitte nicht beschriften!“ Frau Bredel fasst es so zusammen: „Der Normalfall braucht kein Ausrufezeichen – nur die Ausnahme.“ Wenn man es genau nimmt, bedeutet der Satz „Das müssen Sie probieren, es wird Ihnen schmecken!“ dann, dass es eine Ausnahme ist. Es also für gewöhnlich nicht schmeckt.

Ganz so pingelig möchte ich es nicht sehen. Aber selbst wenn man die „genaue“ Bedeutung unbeachtet lässt, gibt es neben der Grammatik einen weiteren Punkt, der sogar Auswirkungen auf die Werbewirkung haben kann. Es ist nämlich auch eine Frage des Stils. Mit der Verwendung des Ausrufezeichens wird die Aussage bzw. die Stimmung des Satzes verändert. Er wirkt sofort marktschreierischer, aktionistischer und lauter. In Headlines eingesetzt, kann ein einziges Ausrufezeichen den restlichen Text von Anfang an in eine bestimmte Richtung lenken. In Claims kann sich dies sogar auf das Bild des gesamten Unternehmens auswirken. Diesen Aspekt darf man als Unternehmen bei Texten, die an Kunden gerichtet sind, nicht unbeachtet lassen. Und das sowohl in offline- als auch online-Kanälen. Somit auch bei Facebook, Twitter und den restlichen Social-Media-Plattformen. Ist nämlich die Kundenansprache von einem schlechten Stil geprägt, leidet das Vertrauensverhältnis zwischen Unternehmen und Kunde.

Es lohnt sich also, genau zu überlegen, was man eigentlich mit einem Satz ausdrücken möchte und welche Stimmung dieser vermitteln soll, bevor man ein Ausrufezeichen an sein Ende setzt. Denn auch hier gilt wie so oft: Weniger ist mehr.

Sie sind da anderer Meinung? Dann freue ich mich auf Ihre Kommentare und eine interessante Diskussion.

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David Bumiller

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david.bumiller@schindlerparent.de